Kaffee trinken in
Europa
Es
ist kaum zu glauben, aber so viele gegenseitige Toleranz die
verschiedenen europäischen Küchen auch mit der Zeit entwickelt
haben, beim Kaffee hört alle Gutherzigkeit auf. Da ist jede Nation
auf ihre eigenen Rezepturen eingeschworen und andere werden nur unter
Vorbehalt akzeptiert. Sogar innerhalb kleiner Länder gibt es
unvereinbare regionale Kaffeeunterschiede und Gebräuche bei der
Zubereitung und dem Genuss.
Wer
an gefilterten gewöhnt ist rümpft über frisch abgebrühten die
Nase.
Doch
wollen wir zunächst hervor heben was alle Kaffeetrinker schätzen:
eine gute Sorte,-frisch geröstete, fein vermahlene Kaffeebohnen und
nicht zu kalkhaltiges Wasser.
Aber
hier beginnen schon die Feinheiten der Zubereitung.
In
der arabischen Welt, der Urheimat des Kaffee trinkens werden
Kaffemehl und Wasser einfach vermengt und in einer Kanne mit langem
Stiel über offenem Feuer oder einer anderen Feuerstelle erhitzt...
Nach dem ersten aufkochen entsteht Schaum und die Kanne wird vom
Feuer genommen. Dann in eine andere Kanne umgefüllt und der
Kaffeesatz verleibt in der Kochkanne. Der Kaffee wird mit Gewürzen
verfeinert, wobei Kardamom und Nelken den Vorzug haben. Dieses Gebräu
wurde schon in alt arabischen Versen
besungen:
“O
Kaffee du vertreibst das Heer der Sorgen und bist der Gegenstand der
Wünsche desjenigen, der sich den Wissenschaften hingibt. Du bist das
Getränk der Freude Gottes und gewährst Kraft seinen Dienern, die
nach Weisheit streben. Nur der Verständige, der den Schaum des
Kaffees schlürft, kennt die Wahrheit...“
Oft
wird die Zubereitungsart mir der türkischen verwechselt. Am
Bosporus wird Wasser, Zucker und der gemahlene Kaffee verührt. Im
Anschluss lässt man den Kaffee, auch in einer Kanne mit langem
Stiel, kurz aufwallen und gießt den Schaum ab. Der Vorgang wird
mehrere Male wiederholt, wobei man den Schaum hier Kaimak nennt. Zum
Schluss kommt alles in Mokkatässchen, in denen sich der Kaffeesatz
von selber auf den Grund der Tasse begibt..
Nach
dem die Türken den Kaffee bei ihren Feldzügen auch in das übrige
Europa gebracht hatten, bildeten sich rasch die verschiedensten Arten
der Kaffeeküche heraus.
Eine
davon prägte der bekannte französische Feinschmecker Brillat
Savarin (1755-1826), der
von Beruf Seinerzeit Richter und Schriftsteller war. Sein
bekanntestes Werk
war:“
Die
Physiologie des Geschmacks“.
Er
schwörte auf folgende Art der Kaffeezubereitung:“Man bringt das
Wasser mit drei viertel des Kaffeepulvers, welches man zur Bereitung
verwenden will, zum Sieden und lässt dies Mischung volle zehn
Minuten kochen. Nach dieser Zeit wird das zurückbehaltene Viertel
Kaffeepulver eingetragen und das Kochgeschirr sogleich vom Feuer
entfernt, es wird bedeckt und fünf bis sechs Minuten ruhig stehen
gelassen. Beim Umrühren setzt sich alsdann das auf der Oberfläche
schwimmende Pulver leicht zu Boden und der Kaffee ist jetzt, vom
Pulver abgegossen, zum Genusse fertig.“ Brillat Saverin
unterscheidet drei Verfahren des Kaffeekochens:-das Kochen,-das
Filteriren,-und die Infusion.
Das
Kochen und Filteriren bedürfen wohl keiner weiter Erläuterung,
jedoch was ist mit Infusion gemeint? Darunter versteht er das
Einfüllen von Kaffeemehl in kochendes Wasser, danach die halbe
Stunde Ruhezeit und das anschließende Umfüllen in eine andere
Kaffeekanne.
Trotz
erweiterten technischen Fortschritts hat sich an den drei
Zubereitungsarten wenig verändert. Außer vielleicht die
Überdruck-Kaffeemaschinen, welche etliche Ungarn stets im „kleinen
Reisegepäck“ bei sich führen, denn sie und die Italiener sind für
den stärksten europäischen Kaffee berühmt.
Ob
nun aufgebrüht, gekocht oder gefiltert auch die Extras zum Kaffee
verändern die Wirkung und den Geschmack und bereichern somit, die
vielfältigen Rezepturen der europäischen Kaffeeköche.
Wie
und wo trinkt man nun den Kaffee am liebsten?
Der
französische Milchkaffee, obligatorisch zum Frühstück, in
möglichst großen henkellosen Schalen, damit das Knusperhörnchen
auch schön eingetaucht werden kann, ist so bekannt wie der
italienische und ungarische Espresso.
Wiener
Spezialitäten sind beispielsweise der Melange, Kaffee mit Milch. Mit
Schlagobers, der Kaffee mit Schlagsahnehäubchen oder der Kapuziner,
Kaffee mit Schlagsahne obenauf und geriebene Schokolade.
In
Böhmen und Mähren bevorzugt man den Kaffee schwarz,süß und direkt
in der Tasse aufgebrüht. Die Slowaken lieben ihren Kaffee auf
ungarische Kaffeemaschinenweise. In allen Balkanländern wird zum
Kaffee stets eine Karaffe frisches Wasser gereicht. Das Wasser
neutralisiert die Geschmacksempfindungen und so wird das Kaffeearoma
ein besonderer Genuss. Am Balkan wird auch die türkische Art der
Kaffeezubereitung angewendet.
Im
hohen Norden hat der Kaffee ebenfalls seinen Siegeszug gehalten. Die
Skandinavier trinken ihn zu jeder Tageszeit. Früh, nach dem
Mittagessen und zum Vesper und immer schön stark und mit Sahne. Die
Dänen und Norweger lieben sogar spät am Abend noch eine üppige
Kaffeetafel mit Blätterteilgebäck und Torten. Und was den Franzosen
der Kognak zum Mittagskaffee ist, bleibt den Skandinaviern ihr
Aquavit. Der Aquavit kommt gleich in den Kaffee und wird „kleiner
Schwarzer“ in Dänemark, oder“Kaffee-Kuckuck“ in Schweden
genannt.
Und
was wird zum Kaffee gegessen?
Der
Wiener wählt zur nachmittäglichen Jause ein besonders delikates
Stück Kuchen aus, während der Madrider und Lissaboner sich mit
einem gezuckertem Eigelb vor dem Kaffee zufrieden geben. In Amsterdam
gibt es den Milchkaffee nicht nur Morgens, sondern auch Mittags und
sie essen Sandwichs zum Kaffee. Warme Speisen reicht man dort erst am
Abend.
Der
Schweizer liebt in der Frühe sein „Konfibrot“,Weißbrot mit
Konfitüre zum Milchkaffee. In Polen trinkt man Tee und Kaffee
gleichermaßen gern. Der Kaffee wird in Gläsern gebrüht und
serviert, dazu isst man Nachmittags gern Kremschnittchen oder
Fettgebackenes.
Und
die Deutschen? Da hat wohl jeder Kenner sein eigenes Rezept und seine
kleinen Geheimnisse. Eine Spur Salz, eine kleine Prise Kakao, etwas
Vanillin....
Mit
Kaffeemaschine oder einmal ganz exotisch, Freunde und Bekannte werden
noch lange davon reden, denn die Vielfältigkeit lässt keine Wünsche
offen.
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